Kontext-mechanismus-gesteuerte Evaluation

Aus Eval-Wiki: Glossar der Evaluation
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Dieses relativ junge Evaluationsmodell versteht sich explizit als wissenschaftlicher Ansatz, verortet Evaluation im Gegensatz zum Gros der aktuellen Modelle als Form angewandter Forschung, nicht als eigenständigen professionellen Zugang. Dieser Ansatz geht auf Pawson und Tilley zurück. Die Beziehung zwischen einem kausalen Mechanismus und seinen Wirkungen liegt nicht fest, sondern ist gemäß diesem Modell variabel. Entscheidend für das Auslösen/Nicht-Auslösen des Mechanismus ist der soziale Kontext I, in dem ein Programm stattfindet, also z. B. die Normen, Beziehungsmuster sowie die Incomes, also die Eingangsbedingungen der Programm-Teilnehmenden. Das Modell setzt sich gleichzeitig von der herkömmlichen experimentaldesigngesteuerten Evaluation und der quasi-experimentaldesigngesteuerten Evaluation ab. Gegenüber deren positivistischer Sicht seien Programme nicht „Dinge“, die funktionierten oder nicht, sondern vielmehr enthielten sie bestimmte Ideen, die für bestimmte Subjekte in bestimmten Situationen arbeiten. In Absetzung zu den experimentellen Ansätzen wird „Verursachung“ intern konfiguriert. Im Unterschied zum experimentellen Denken löst nicht das Programm unmittelbar die Wirkung aus, sondern es aktiviert einen Mechanismus, der regelhaft Wahlentscheidungen und Ressourcen von Individuen oder sozialen Aggregaten (wie z. B. Nachbarschaften) miteinander verbindet, so dass Wirkungen als Lösungen sozialer Probleme zustande kommen.

Englischer Begriff

realistic evaluation; realist evaluation

Französischer Begriff

évaluation réaliste

Quellen

  • Beywl, Wolfgang (2006): "Evaluationsmodelle und der Stellenwert qualitativer Methoden". In: Flick, Uwe (Hg.): Qualitative Evaluationsforschung. Konzepte - Methoden - Umsetzung. Reinbek: Rowohlt, S. 92-116.
  • Pawson, Ray/Tilley, Nick (1997): Realistic evaluation. London: Sage.

Stand

31.10.2012