Bewertung, kriterienpunkt-bezogene
Bewertung eines Evaluationsgegenstandes in Relation zu (idealerweise vor der Datenerhebung/Datenauswertung oder gar der Intervention also prospektiv) gesetzten Kriterienpunkten. Beispiel: Ein Programm wird dann als "gut" bewertet, wenn mindestens 60 Prozent der Teilnehmenden 80 von 100 möglichen Punkten im stufenbezogenen Mathematiktest erreichen; erreichen mindestens 75 Prozent der Teilnehmenden dieses Testergebnis, wird das Programm als "sehr gut" bewertet usw. In der Literatur wird dieser Bewertungstypus als "kriteriums/-kriterienreferenziert" bzw. "-bezogen" oder "kriterium-/kriterienorientiert" (criterion-referenced) bezeichnet. Dies ist jedoch missverständlich: Auch der alternative Bewertungstypus, die parameter-bezogene Bewertung, nutzt Kriterien als Bezug für die Bewertung, jedoch nicht in Relation zu einem vorab gesetzten Kriterienpunkt, sondern in Relation zu statistischen Verteilungsparametern in Bezug auf gemessene Ausprägungen des Kriteriums; der Parameter ergibt sich in diesem zweiten Fall als Ergebnis des Messvorgangs. Die Festlegung der Referenz/des Maßstabs erfolgt also retrospektiv, erst nach Umsetzung der Intervention, deren Erfolg bewertet werden soll, erst nach der Datenerhebung oder gar erst nach der Datenauswertung.
Englischer Begriff
criterion-referenced judgement
Französischer Begriff
jugement référence à des critères
Quellen
- Ingenkamp, Karlheinz/Lissmann, Urban (2008): Lehrbuch der pädagogischen Diagnostik. 6., neu ausgestattete Aufl. Weinheim: Beltz. S. 165-171.
Stand
26.04.2012